Philosophie der Fotografie, Teil 2: Aufmerksamkeit [50]

Was bleibt nach vielen Fotoshootings? Was kommt nach vielen Fotoshootings?

Ich bin kein Berufsfotograf. Ich stehe bei weitem nicht so oft hinter der Kamera, wie ein Berufsfotograf, habe daher nicht die Erfahrung von vielleicht 2000 Shootings und mehr je nach Berufsjahren, da sind es eher weniger als der sechste Teil. Ich komme auch nicht in die Lage, solche Themen zu shooten, die ich mir nicht ausgesucht habe, verpasse dadurch Erfahrungen, die durchaus eine Herausforderung darstellen können, weil Handwerk notwendig wird, das jenseits von dem angesiedelt ist, welches man gerne und häufig nutzt. Experimentierfreudig bin ich auch als Amateurfotograf, mache manches viel genauer und akribischer, als notwendig, oft viel zeitaufwändiger, da es keine täglichen Handgriffe sind und auch das Wissen ist in manchen Fällen unter der Prämisse „Wie genau funktioniert es noch mal“ zu finden ist, auch nach über 30 Jahren.

Manchmal entspringen überraschend die eingangs erwähnten Gedanken wie aus dem Nichts auf mich über. Retrospektiv frage ich mich: „Was habe ich bisher erschaffen?“ Was bleibt in Gedanken und Gefühlen? Woran erinnere ich mich ohne die Bilder zu sichten, und andererseits, was fällt mir ein, nachdem ich all die erschaffenen Bilder ansah? Mit dem Blick zurück in den Gedanken der Gegenwart entsteht die Frage nach der Bedeutung der Zukunft, beziehungsweise die Erwartung der noch folgenden Arbeiten. Ich selbst habe, wie viele andere vor mir über Sinn und Unsinn der Menschenfotografie gesprochen, gedacht und geschrieben. Manche Richtung, in die die Gedanken driften, ist stärker vom Erfahrungsschatz in diesen Dingen abhängig als andere Richtungen.

Ist es so, dass man anders über Menschen vor der Kamera denkt, wenn es das 500. Shooting ist und nicht erst das 18. oder das 2781.? Gibt es Ansichten, die bei all den Themen, bei all den Ideen sich mit der Zahl der Shootings ändern? Gibt es so etwas, wie Sättigung? Entspricht nicht die Neugier und die Achtsamkeit, die Aufmerksamkeit dem Besonderen wie dem Einfachen gegenüber dem genauen Gegenteil dessen? Jede neue Person vor der Kamera oder eine bekannte Person zu einem neuen Zeitpunkt ist für mich wie ein neuer Mensch, mit all seinen Eigenheiten, Besonderheiten und der ihm eigenen Persönlichkeit, die in jedem neuen Bild die Erschaffung eines neuen Kunstwerkes bedeutet.

Was bedeutet also das Bild eines Menschen? Beschreibt nur das Gesamtwerk eines Fotografen das Kunstwerk an sich, oder sind es nur einzelne Bilder? Sind es alle Bilder, weil jedes für sich eine Arbeit darstellt, die irgendwann einmal vor der Erschaffung stand mit all seinen Herausforderungen, seinen Ideen und Zielen, seinen Prämissen und Vorbereitungen, der Ausführung und Bearbeitung und seiner Präsentation? Liegt es einzig und allein am Betrachter, der zur Würdigung oder erst mal Wahrnehmung überhaupt obligat ist.

Was bedeutet es für Dich?

2 Gedanken zu “Philosophie der Fotografie, Teil 2: Aufmerksamkeit [50]

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