Die Brücke [121]

Manchmal geschieht so etwas einfach so, ohne, dass eine Absicht dahinter steht. Man fühlt eine tiefe Verbundenheit, und diese erblüht in mannigfaltiger Weise. Der Intellekt tritt dabei zurück. Die entstandenen Gefühle können dabei ausschließlich in Worte gefasst werden, weil ein Blick, eine Berührung, ein Lächeln, das Tauschen des größeren Eises für das kleinere Eis als Intuition besteht. Die entstandenen Gefühle, die keineswegs fiktiv sind, fließen durch Worte als direkten Kontakt der Seelen. Dieser Teil des Herzens fühlt, er denkt nicht. Zumindest nicht in diesen Momenten, da es präsent ist. Wenn dann wieder der Kopf, der Geist – nicht als Gegenpart, eher als Ergänzung – Einzug hält in die Gedanken, dann spürt man diese Größe und wird durch das, was gerade geschieht oder eben nicht, erinnert, an die Realität, den Tag, die Zeit, das Leben im Alltag, wovon das Herz nichts weiß. (Was richtig und gut ist) So gibt es ein Auf und Ab. Das Herz schlägt bis zum Hals, es kann nur fühlen, der Verstand wägt ab und relativiert, bringt die Lebenserfahrung mit ins Spiel und so ist er wieder da, der alte und von Shakespeare so tief und ergreifend beschriebene Abgrund unter der Brücke der Herzen.