Die Suche nach der Schönheit, Teil IV (214)

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Weiter auf der Suche nach der Schönheit, oder das, was man dafür halten könnte.
 
Du stehst vor etwas Schönem. Wer sagt dir, dass es schön ist? Niemand! Du empfindest es einfach als schön. Ohne jede Wertung entsteht in dir dieses Gefühl, etwas zu erfahren, was in dir eine Sehnsucht erweckt, vielleicht eine Sehnsucht nach etwas Vollkommenem, nach einem Gefühl selbst, in dir etwas zu spüren, dass dich auffängt, dort, wo nichts widersprüchiges dich befremdet.

Wieder kann es sich dabei um ein Objekt handeln, welches (be-)greifbar ist, ein Bild in der Natur, das so gewachsen ist, wie es sich unserem Auge präsentiert. Welches wir so erfahren, wie wir es gelernt haben zu erfahren, denn die Naturschönheit weiß nichts davon, uns zu gefallen, weil sie einfach nur ist. Oder Du hörst ein Musikstück. Dieses Stück versetzt dich in Verzückung. Du bist wie gefangen in den Weiten der eindringlichen Klänge, kannst Dich kaum lösen, nur schwer entziehen, schon allein deshalb, weil du es gar nicht möchtest.

Möglicherweise verweilst du gerade vor einem Kunstwerk, einst von Menschenhand geschaffen aus einer Idee heraus, die der Künstler in seinem Werke verewigt in dir widerklingen lässt, kannst dich der Ausstrahlung nicht entziehen, das Kunstwerk hat dich scheinbar in seinen Bann gezogen und du gibst dich seiner lebendigen Wirkung auf dich hin. Manche Kunstwerke lösen solch eine Faszination in dir immer wieder aus, andere nur manchmal und wieder andere gar nicht. Sollte zum Widerklang dieser einen Schönheit genau diese Saite in dir vorhanden sein müssen, um Anklang zu finden?

Die Frage, ob jedes Kunstwerk „schön“ sein soll, wurde erst seit dem 19. Jahrhunderts intensiver gestellt, zuvor komponierte ein Künstler sein Werk in naher Anlehnung an die Natur, die lange Zeit als Vorbild des Schönen galt. Mit Einzug der Romantik idealisierten die Künstler die Idee der Schönheit, versuchten selbst die Natur zu übertreffen, idealisierten sie, bevor zur Zeit von Friedrich Nietzsche (1870) das Nicht-Schöne zunehmend an Beachtung gewann.(sehr stark vereinfacht gesagt)

Betrachte ich stellvertretend ein beliebiges Kunstwerk, eine Skulptur beispielsweise: Denke dir eine aus! David
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der Denker
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die Venus
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oder ein anderes, welches dich begeistert.

Es wird Menschen geben, die diese Skulptur als schön bezeichnen. Andere würden sie vielleicht als mittelmäßig schön bezeichnen, nicht direkt als hässlich, aber auch nicht als schön. Wahrscheinlicherweise gibt es Menschen, die dieses Werk auch als unansehnlich titulieren würden, denen dieses Werk sogar Unbehagen bereiten könnte. Vielleicht sind es auch nur Teile dieser Skulptur, die Missfallen erregen? Interessant ist dabei die Frage, ob es eine Möglichkeit gäbe, die eine Art Level schlüssig darstellt, welches im Auge des Betrachters erreicht werden kann, um den Anmut einer Darstellung, die Ästhetik einer Skulptur erkennen zu können?

Nehme ich die Extreme: Eine Person hat niemals zuvor im Leben eine Plastik, eine Skulptur gesehen. Was kann in ihm vorgehen? Die Person trifft auf das Kunstwerk! Und nun? Daneben steht eine Person, die schon unzählige Skulpturen gesehen hat, die schon etliche Ausstellungen über Skulpturen veranstaltet und einige Fachbücher über die Bedeutung und Herkunft sowohl der Skulpturen als auch der Künstler verfasst hat. Worin liegen die Unterschiede?

Der Schönheit ist es einerlei, wer vor ihr steht. Zunächst beide Wesen betrachten das Werk. In beiden Wesen löst das Werk die verschiedensten Empfindungen, Gedanken oder Ideen aus. Ordnet der Kenner das Kunstwerk ein, so wird es der jenige ohne Vorerfahrungen nicht einordnen. Doch im Laufe der Betrachtung kommen und gehen in beiden Personen die unterschiedlichsten Regungen, das Werk des Künstlers erweckt eine Reihe von Dimensionen ganz unabhängig vom Stand des Betrachters. Kann es dafür eine Wertung geben. Philosophen aller Epochen versuchten sich an der Beantwortung dieser Frage und kamen zu widersprüchlichsten Thesen.

Was denkst Du? Eine Metapher: ein Kunstwerk lässt eine Saite in dir anklingen. Ist es von Wichtigkeit, wie viele Saiten ein Mensch in sich trägt? Ist es wichtig, wie oft diese Saiten angespielt werden? Ist es von Bedeutung, ob diese Saiten gestimmt wurden? Ist es entscheidend, wie stark diese Saiten angespielt werden? Ist es eine Frage der Zugänglichkeit der Saiten, ob sie erklingen? Was denkst Du?