Das wilde Portrait (158)

 

mies-vandenbergh-fotografie

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Natürlichkeit  –  Ursprünglichkeit  –  wilde Verwegenheit  – hier möchte ich einen Einblick gewähren in meine Absichten, meine Idee bei der Portraitierung eines Menschen mit meinem Fotoapparat. 😉

Immer wieder mal betrachte ich meine Fotografien. Solche, die ich in früher oder in späterer Vergangenheit machte. Während ich darin nach Veränderungen in meinem Stil, im Ausdruck meiner Bilder suche, so fällt mir etwas auf. Bei all den Veränderungen bin ich einer Sache weitgehend treu geblieben: meiner Begeisterung für die wilde Verwegenheit ursprünglicher Portraits, die den Betrachter mitnehmen in ein Bildnis, das wie rein zufällig den natürlichen Charakter des Menschen dokumentiert. Möglichst weit entfernt von jeglicher künstlichen Anmutung, fast kommt es so herüber, als würde die Situation wie unsichtbar aus dem Leben gegriffen.

Stets steht eine Ambivalenz zwischen rein dokumentarischen Ansprüchen einerseits, die einen Menschen zeigen sollen, wie er gesehen wird und andererseits dem künstlerischen Blick des Fotografen. Mit diesem Blick wählt der Fotograf -subjektiv- einen Augenblick aus unzähligen Augenblicken aus, löst genau dann aus, bearbeitet dieses Ergebnis möglicherweise, gestaltet oder verfremdet zusätzlich, um ihm damit einen künstl(er)i(s)chen Ausdruck zu verleihen. Manchmal erschließt sich dieses Portrait nicht zwingend dem Betrachter, oft nichtmals dem, der dem Porträtierten im täglichen Leben am häufigsten gegenüber steht.

Meine Bilder suchen eine Distanz, die durch Nähe ihren Ausdruck findet.

Plakativ dominant gestellte Portraits, wenn auch vielfach gewünscht und für gut erachtet, finde ich in meinem Arbeiten nur wenige. Viele der grundlegendsten Regeln der Portraitfotografie, wie sie in der Fachliteratur gelehrt werden, ebnen den Weg zu erfolgversprechenden Arbeiten. Charakterportraits, wie ich sie für meine Arbeiten gerne bevorzuge, wenn sich mir die Möglichkeit dazu bietet, zeigen nicht immer dieses offene Lächeln der Marke “Cheese“. Vielmehr dokumentiere ich die Persönlichkeit meines Gegenüber auf gefühlt subtile Weise. Das erreiche ich meiner persönlichen Ansicht nach besser, wenn der oder dem Portraitierten ein anderer Gesichtsausdruck als dieses „Lächeln“ seinen Zügen zu entnehmen ist. Nachdenklich bis verträumt, manchmal böse bis fragend beschreiben ein wenig, wie ich Denjenigen gerne bitte zu schauen, der vor meiner Kamera posiert. Dem Wesen nur einen Hauch von Realität entraubt, belichte ich immer wieder gerne einzelne Facetten des portraitierten Menschen.

Dabei stelle ich gerne und häufig vom Fotografierten selbst bisher scheinbar Unbekanntes in seinem Äußeren dar. Diese neuen Sichtweisen werden meist spannend aufgesogen: „So kann ich also auch aussehen“, „Kaum zu glauben, dass ich das bin!“?!“, sind öfter ausgerufene Worte bei der gemeinsamen Verabredung zur Betrachtung der Fotografien. Zu beschreiben, wie letztendlich wandelbar ein Mensch sein kann, das halte ich für eine wesentliche Botschaft meiner Portraits.

2 Gedanken zu “Das wilde Portrait (158)

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