Der gestylte Hintern (27)

zoo jeans hintern Mies-Vandenbergh-Fotografie

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In einem Beitrag der Zeitung „Die Welt“ wurde das Thema „Chirurgische Eingriffe“ in Sachen Popo aufgegriffen. Berichtet wurde über die steigende Tendenz, sich den Hintern mithilfe der plastischen Chirurgie zu formen. Interessant ist dabei , dass der Hintern in der Mehrzahl der Operationen vergrößert wurde. Diese Art Eingriff in die Proportionen des Menschen sehr ich als einen der stärksten an. Gegensätzlich dazu halte ich  z.B. das Tragen von engen Jeans, die es mittlerweile als Push-Up Jeans für den schöneren Popo gibt, als den kleinsten der formgebenden Eingriffe in die eigene Körperform. Deutliche Unterschiede gerade im Ansehen des Hintern kann ich im Freibad feststellen, wenn sich ein Mensch eine Jeans auszieht und die Badebekleidung übernimmt die Optik. Manchmal ist es ein großer Unterschied.

Wenn man so möchte könnte der Sport auch als Beitrag zur Verschönerung des Hinterns gezählt werden, neben natürlich der förderlichen Wirkung auf die Gesundheit und Fitness allgemein. So gibt es vielfältige Übungen für die Formung des Hinterns, die ich an anderer Stelle im Blog beleuchten möchte. Wenn ich  die Zahl von 5000 Po-Veränderungen betrachte, so drängt sich mir die Meinung auf, dass es in unserer Gesellschaft zu einer starken Gewichtung der Schönheit gekommen ist. Nicht dass dies eine Erfindung unserer Zeit wäre. Die Schönheit war schon weit vor unserer Zeit ein vielbeachtetes Thema, nur die Wege die vermeintliche Schönheit zu erreichen hat sich der Neuzeit angepasst. Wenn man von den in den im o.g. Artikel beschriebenen Operationen absieht, so komme ich zu der Ansicht, dass die Schönheitsoperationen heutzutage in ihrer Menge und Reichweite eine bisher nie dagewesene Stellung einnehmen. Dabei sind noch die wenigsten Eingriffe dem Hintern gewidmet.

Wird nun die Fragestellung aufgeworfen, ob es sich bei der Anzahl und Arten der Schönheitsoperationen um eine gesellschaftliche Entgleisung handelt, so mag dieses jeder für sich beantworten. Ich stelle diese Frage in Bezug auf die Wahrnehmung der Werte in unserer Gesellschaft. Selbst wenn ich mich hier mit dem Hintern als einem für mich sehr anziehenden Körperteil beschäftige, so breche ich den Menschen sicher nicht herunter auf ein Wesen mit einem Hintern und „…was sonst noch dazu gehört…“, sondern natürlich als ganzheitliches Wesen. Weiter aber nun mit diesem ganzheitlichen Wesen, welches sich das ein oder andere richten lässt. Was verleitet den Menschen dazu, sich unter´s Messer zu legen und zwar nicht aus offensichtlicher Not, sondern für eine bessere Optik? Studien kamen zu dem Ergebnis, dass es neben dem Aussehen ein entscheidend wichtiger Punkt für die Psyche des Jenigen ist, was bedeutet, dass die gesteigerte Attraktivität für ein erhöhtes Selbstwertgefühl steht. Dass ein solches gesteigertes Selbstwertgefühl zum Wohlbefinden in allen Lagen beiträgt, dürfte unumstritten sein.

Als Binsenweisheit gilt mittlerweile ebenso die Erkenntnis, dass es schöne Menschen im Leben einfacher haben, als weniger schöne Menschen. Demnach müssen sie ihre mangelnde Attraktivität durch andere Vorzüge ausgleichen, um ähnliches zu erreichen, wie ein schöner Mensch. Auch das ist ins Bewußtsein der Menschen eingedrungen. Heißt es aber im Umkehrschluss, dass ein nicht so attraktiver Mensch niemals das erreichen kann, was ein schöner Mensch mit Leichtigkeit erreichen wird? Mitnichten, denke ich, und die Realität beweist es mir immer auf´s Neue. Die Mehrzahl der erfolgreichen Menschen ist zwar erwiesenermaßen weiter oben auf der Attraktivitätsskala, dennoch spielen dabei viele weitere Eigenschaften, wie z.B. Charisma und Ausstrahlung eine entscheidende Rolle, das läßt sich ebenfalls leicht feststellen.

Bei der weiteren Suche nach dem Grund für eine Schönheitsoperation kann ich einen Schritt zurück machen und die Sache von einer anderen Seite betrachten: Der Mensch denkt: Ist mein Busen gross genug, ist mein Po zu klein, sind meine Oberschenkel straff und meine Beine lang genug und gerade, ist meine Taille schmal, ist meine Schulter breit genug, ist mein Bauch ein Waschbrett, oder muß ich etwas tun? Vielleicht eine Schönheits-OP oder eine Fettabsaugung hilft mir weiter? Habe ich die Geduld es mit Sport zu tun? Kann ich mit Kleidung einiges richten?

Lasse ich die monetären Gründe mal weg, so spielt in unserer Gemeinschaft die Zeit eine völlig überbewertete Rolle! Also kommt nur die OP in Frage, denn da habe ich die Ware sogleich in Händen und muss nicht darauf warten oder dafür sparen! Schnelllebigkeit in vielen gesellschaftlichen Bereichen tut ihres dazu, denn die Menschen werden immer jünger, die sich einer OP unterziehen. Dem allgemeinen Schönheitswahn unterlegen denkt der moderne Mensch über die Zeit nach und meint, dass es sich schon bald nicht mehr lohnen, schön zu sein, wenn er nämlich „zu alt“ ist. Weiter auf der Suche nach den Gründen für eine OP in Sachen Gesäß stoße ich auf die gesundheitliche Seite. Brittische Forscher haben ermittelt, dass es der Gesundheit durchaus zuträglich ist, wenn der Hintern etwas dicker ist. Nicht nur, dass der etwas dickere Hintern nun auch der attraktivere ist, nein, auch der gesündere ist er. Deshalb wird aber kein Mensch eine Hinternvergrößerung erwägen. Dabei geht es in erster Linie um die Form und die Proportion des Popos. Die Techniken der Fettabsaugung und Gewebetransplantation führen schließlich zur Formveränderung. Eine Umfrage des BR ergab folgendes Bild: „Was ist Ihnen am wichtigsten: Erfolg im Beruf, ein befriedigendes Liebesleben oder 5 bis 8 Kilo abzunehmen? Auf diese Frage hat die Mehrheit der Frauen in einer Studie geantwortet: Sie wollen am liebsten dünner werden. …“ Diese Gewichtung deutet auf die allgegenwärtige, hohe Relevanz des Aussehens hin. Dieses Ergebnis deute ich als Indiz für die Ernsthaftigkeit, mit der wir den Kult des Körpers und Körpergefühls vorantreiben. Es belegt die steigende Nachfrage nach den Schönheits-OP. Wichtiger noch als diese Bestandsaufnahme ist die Erforschung der Ursachen dafür! Einen kleinen Beitrag möchte ich hier demnächst leisten, der sich jenseits von Arterhaltung mit bestmöglichem Erbgut und Vorbilder der Medien befindet. Ich möchte gerne auf die menschliche Psyche eingehen, im Zusammenhang mit der Gesellschaft, die für mich als verkappter Revoluzzer immer ein Thema sein wird. Für Anregungen, Tipps und konstruktive Kritik bin ich immer dankbar!

Der Jeanspo ( 26 )

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Neulich schlenderte ich durch die Koblenzer Innenstadt. Es war ein sonniger Vormittag, ich hatte etwas Zeit bis zu einem Termin, so beschloss ich, mir das neue Einkaufsgebäude am Zentralplatz anzusehen. Ich hatte meine Kamera dabei, aber nicht erwartet, ein paar Streetfotos machen zu können. So kam es am Ende dann auch, es sollte nicht der Tag für gelungene Bilder sein. So ging ich mich ein wenig umsehen, beobachtete und verweilte im Nichtstun. In besagtem Einkaufszentrum findet man eine ungemein hohe Dichte an Klamottenläden. Ich sah mir also die Menschen an, die durch die steril anmutenden, neuen Gänge schritten und sah mir auch die Hosen an, sowie das, was sie ausfüllte. Und dabei wurde mir einiges erneut bewußt. Ich meine noch immer, dass das männliche Geschlecht sich erheblich weniger um die eigene Rückansicht bemüht, als es das Weibliche tut. Ich verstehe gerade bei einigen jüngeren Männern nicht den Sinn einer Hose, deren Schritt bis deutlich unter die Kniekehle geht! Aber was muss ich als „Alter“ da auch verstehen? Während unserer Jugend hätten wir uns eher umgebracht, als derart angezogen anderswo, als im eigenen, mehrfach gesicherten Kellerverlies zu verweilen.

Ich meine, diese Jungen sind schon über die pubertierende Phase hinaus, zeigen ein leichtes Adoleszenzverhalten, während aber diese schlacksige Haltung und Bewegung auf ein typisches Pubertätsgehabe hinweist. Diese Hosenform – ich tue mich schwer bei dieser Hose das Wort „Form“ in den Kontext zu bringen- untermalt geradezu dieses Verhalten auf eindrucksvolle Weise.

Bei den Frauen und Mädchen ist dies nicht zu beobachten. Diese kleiden sich so, dass man annehmen könnte, sie würden am Morgen schon mal die rückwärtige Ansicht begutachten.

Was ich bei den Frauen nur sehr schade finde ist der Stellenwert der modischen Tendenzen – natürlich gerade in diesem einen Fall, 😉 – bzw. die Verfolgung derselben. Die in Mode gekommene Jeans mit tiefer angesetzten Gesäßtaschen hatte ich zwar schon erwähnt, ich möchte es hier aber nochmals tun, weil ich während meiner Pause in einem Straßencafé nochmals aufmerksam auf diesen FAUX PAS der Darstellung des schönen Popos geworden bin.

Ein junges Mädchen von vielleicht 20 Jahren brachte mich zu dieser neuerlichen Überlegung: sie trug eine solche Jeans mit tief sitzenden Gesäßtaschen, hatte eine für meinen Geschmack tolle Figur und einen wirklich wohlgeformten Hintern. Doch diese Jeans verdeckte geradezu die tolle Form des schönen Popos. Die Hose war schon eng anliegend, was zu einer Betonung des Hinterns führte, doch wenn ich mit den Augen der Linie der Poform folgte, so verlor sie sich an der Stelle der Taschen vollständig im Chaos. Ich nehme weiterhin an, dass es den Menschen manchmal nicht bewußt ist, welche Wirkung diese Art Hosen auf die Optik der Figur hat oder die Optik spielt eine geringere Rolle als das Wohlfühlen. Auf Nachfrage erhielt ich bisher jedoch meist die Bestätigung, dass die Trägerin auch von hinten eine gute, ansehnliche Figur machen möchte!

Die Linie wird m.E. durch diese Anordnung der Gesäßtaschen arg gestört, diese Störung verdeckt geradezu die Form des Hinterns in der Jeans. Wie ein Fremdkörper mutet diese Jeans an, als würde sie vielleicht nur noch nicht ganz angezogen, bzw. hochgezogen sein. Wenn ich die Zeilen gerade nochmals selbst überfliege, so entsteht bei mir der Eindruck, als drehe sich hier „Alles“ nur um die Form und die Linie. Es ist natürlich mehr als das, denn wie ich schon weiter oben beschrieben habe, ist es das Zusammenspiel von Form und Formen, von Größenverhältnissen und Größen, von Farben und Lichtern. UND MEHR!

Was dann noch geschah, als ich im gemütlichen Straßencafé in der sonnigen Altstadt bei einer dunklen Schokolade mit Ingwerstückchen saß: Wie schon oft bei der Ablichtung einer Form ist es wieder mal passiert. Ich dachte, welch tolle Ansicht die Figur der Vorrüberschreitenden doch hat und ich fotografierte sie. Später, bei der Sichtung der Fotos aber fand ich das gleiche Bild nicht wieder! Ich fragte mich, ob ich mich denn so täuschen konnte. Doch weit gefehlt. Es lag in diesem Fall einzig und allein an der anmutigen Bewegung. Die Statik des Fotos konnte bei weitem nicht die fantastische Dynamik der Körperbewegungen wiedergeben, welche die außerordentliche Attraktivität erst hervorbrachte. Nur durch die Motion wurde die Figur und das Aussehen, die Schönheit und die Harmonie des Körpers, des Menschen hervorgebracht. So gibt es Momente, einer von vielen, in denen die Fotografie ihre Unzulänglichkeit offenbart und erst das bewegte Bild in seiner Natürlichkeit die Botschaft transportiert. Das aber ist Thema eines weiteren, spannenden Artikels.