Die Betonung der Schönheit ( 11 )

zop jeans Mies-Vandenbergh-Fotografie

Mies-Vandenbergh-Fotografie

   Schon seit Beginn der Menschheitsgeschichte ist von Schmuck zur Verschönerung des Menschen die Rede. Funde aus der Frühgeschichte zeigen unzählige Plastiken mit Schmuck am Körper aus den verschiedensten Regionen dieser Erde.

Bis heute hat sich die Menschheit in dieser Hinsicht nicht sonderlich verändert. Sehe ich mir die mit Ringen verlängerten Hälse der Padaung-Frauen an, so ist es für mich sicher ein anderes Empfinden, als für deren Mann oder allgemein für die Männer des Volkes der Padaung. Wie dieses Beispiel würden wir viele für uns absonderliche Verschönerungen auf der Erde finden, in allen Kulturkreisen sind dabei vielleicht die Ausschmückungen eines bestimmten Volkes nur schwer nachvollziehbar.

Beschränke ich mich auf unseren westeuropäisch orientierten Kulturkreis, so gibt es schon dort große Differenzen. Breche das ganze herunter auf unser Land Deutschland, so finde ich wiederum große regionale Unterschiede. Man denke nur an die Lederhose oder die traditionelle Kopfbedeckung aus dem Schwarzwald. Differenziere ich das noch weiter, so bin ich auf der regionalen Ebene, der des Mittelrheines als die Region, in der ich momentan zu Gast bin, genauso kann ich das Kraichgau, das Sorbenland, die Hohenlohener Ebene oder das Ammerland hernehmen. Selbst innerhalb dieser eng gefassten Kreise finde ich unterschiedliche Arten und Formen von Schmuck. Als letztes Glied in dieser Kette – nach einigen wenigen mehr – kommt der Mensch zu einem bestimmten Zeitpunkt zu Wort. Woran findet er gerade jetzt Gefallen zur Verschönerung seines Äußeren? (Nächste Woche könnte es etwas anders sein!) Spätestens da bin ich bei der Kleidung angekommen.

   An dieser Stelle bringe ich erneut die enge Jeans ins Spiel. Ich möchte nicht näher auf die „Push-Up“ – Jeans eingehen, sondern auf die „normale“ Röhrenjeans, welche dem Hintern in meinen Augen ein so formschönes Antlitz verleiht. In genau jener Verknüpfung zum Schmuck, welcher die Menschen „schöner“ darstellen soll, als sie es ohne ihn sein sollen, betrachte ich diese enge Jeans. Sie verleiht dem Körper des Menschen eine Art zweite Haut. Damit ist der Mensch nicht NACKT, jedoch erahne ich beim Hinsehen die Formen und Proportionen seines Körpers ähnlicher, als es bei einem Rock der Fall wäre.

   Zu Beginn der Hosenmode im modernen Deutschland galt es für die Dame als unziemlich, sich mit engen Kleidungsstücken zu bedecken. Damals galt das Kleid als Maß aller Dinge. Während es in dieser „zivilisierten“ Gesellschaft verpönt war, sich enger Kleidung zu bedienen, da war es anderswo normal, nackt zu sein. Doch ab der Zeit der Aufklärung änderten sich auch die Kleidungsstücke der Menschen aus einer Richtung der nicht mehr alles verschleiernden Umhänge.

  Die Frauen schmückten sich erstmals mit Beinkleidern. Das begann um die Jahrhundertwende zum 20. Jhd. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle erwähnt, dass schon bei den Kelten Frauen in Hosen bekannt waren. Um 113 n. Chr. auf der Trajanssäule sind bereits Frauen in Hosen abgebildet worden. In der Zeit vor 1897 waren die Hosen in unserer Gesellschaft für die Frau tabu. Danach änderte sich das. Nachdem die Männer sich diese Kleidung zu eigen machten, da war es schon ein kleiner Schritt in Richtung Emanzipation der Frauen, die Hose doch zu tragen. Die Frau „durfte“ sich ihre Kleidung aussuchen, und zwar konnte sie dies ohne jedwede Restriktion der Männer tun, und was noch wesentlich wichtiger war, sie konnten es tun ohne das Diktat des Anstandes. (Über diesen Aspekt möchte ich später noch meine Meinung schreiben.)

   Da war also die Frau mit dem Beinkleid. Die Art und Weise der Hose war stets beeinflusst von der Mode der jeweiligen Zeit. Konnte eine Frau durchaus in Knickerbocker einen sehr formschönen Po haben, so sollte es noch lange nicht in einer anderen Hose genauso sein. In wie weit die Frau oder auch der Mann mit dem Bewußtsein oder dem Wissen um das Aussehen seines Hinterns in der jeweiligen Hose umging und umgeht, ist bis heute nicht umfassend erforscht. Es wurde ein Versuch während einer Untersuchung durchgeführt, in dem den Probanden neben ihrem Po die Fotos weiterer Hinterteile gezeigt wurden, wobei sie ihren Po erkennen sollten. Als Ergebnis kam erstaunlicherweise heraus, dass nur rund die Hälfte der Personen ihren eigenen Hintern erkannten.

   Wenn nicht ein Berater das Aussehen des Popos in der Hose als „passend“ bezeichnete, oder aber ein Spiegel vorhanden war, der die ganzheitliche Ansicht des Hinterns zeigte, so war es nur schwer möglich, sich ein entsprechendes Bild zu machen. Wenn ich heute im Café sitze und den Mädchen auf den Hintern sehe, wie es einst Konstantin Wecker im Lied „Eine ganze Menge leben“ besang, so frage ich mich, ob sie dann und wann jemand über ihr Aussehen beriet oder eher nicht. Manch einem ist es nicht wichtig, wie es um seine rückwärtige Ansicht bestellt ist. Was natürlich auch für die Ansicht gelten kann, die jeden Morgen im Spiegel von vorn erkannt wird, aber das ist ein weiteres Thema.

   Manch einem wird jedoch nicht vermittelt, wie er oder sie von hinten ausschaut. Woher sollte man es dann sonst wissen? Der Blick in den Spiegel aus Höhe der Augen verrät durch die Perspektive nicht immer alles so, wie es wahrgenommen wird. Daher auch die positive Resonanz auf meine Frage nach einem Bild des Popos. Es ist schließlich nichts Verwerfliches an den Pobacken, das sollte einem bewusst sein. Auch wenn manchmal die Nase gerümpft wird, wenn es um das Thema geht. Doch auch diese Erkenntnis ist eine besondere Betrachtung wert, an der ich noch schreibe und die dann irgendwann folgt.

    Das Aussehen allgemein ist in vieler Munde eine als oberflächlich abgestempelte Sichtweise angesehen. „Es kommt nicht auf das äußere an, die inneren Werte sind die, die zählen.“ Wie oft habe ich diesen Satz gehört. UND GESAGT!   A B E R:  Welche Chance haben die inneren Werte erkannt zu werden bei jemandem, dessen Äußeres mich davon abhält ihn und seine -respektive- ihre inneren Werte kennen zu lernen. Diese Allgemeinphrasen kennt jeder. In der Sendung des Senders WDR mit dem Titel „Die Macht des Unbewußten“ wurde von Neurowissenschaftlern festgestellt, dass unser Unterbewußtsein in nur ca. 300 Millisekunden über Sympathie oder eben fehlende Sympathie beim Gegenüber entscheidet und das es kaum mehr möglich ist, dies zu drehen. Während wir noch meinen uns zu entscheiden, so die Wissenschaftler, ist alles schon längst von unserem Unterbewußtsein bestimmt. Sollte es tatsächlich so sein, dass unser Aussehen, unsere Ausstrahlung vorab alles entscheidet, und unser Charakter noch so edel sein kann, es nutzt nix? Die Forscher fanden definitive Belege dafür.

   Dies als Fakt von mir vorausgesetzt, spielt das Aussehen eine gewichtige Rolle. Das meine ich. Was jeder als schön empfindet, liegt bei jedem Menschen selbst. In einer Studie von US-Wissenschaftlern zur Verteilung von Suchanfragen über eine bekannte Suchmaschine war die Häufigkeit des Suchbegriffes „mollig“ im Zusammenhang mit Frau um ca. 1/3 größer, als der Suchbegriff „schlank“ im selben Zusammenhang. Auch das ist eine genauere Betrachtung wert.

   Für mein Empfinden kann ich sagen, dass beim Aussehen der Frau und des Mannes schon ein ausgewogenes Mittel zwischen schlank und mollig als ideal steht. Umgangssprachlich nicht zu dick und nicht zu dünn. An meinen Fotos kannst Du erkennen, wie ich es sehe. Da kann ich nur wieder zugeben, dass das Mittelmaß das Maß der Dinge ist, wie in den weiter oben genannten Studien zur Attraktivität, die eine große Anziehungskraft der symmetrischen, mittleren Proportionen als Ergebnis präsentieren, angegeben ist. Eine Freundin sagte mir mal, der Mensch sei doch nur mittelmäßig, ist es zu warm, ist es falsch, ist es zu kalt, ist es falsch, ist es zu trocken, sei es falsch, ist es zu nass, ist es auch nicht richtig. Diese Reihe könnte ich beliebig fortsetzen. Damals war ich in einem Alter von 19 Jahren, und durch die Worte ziemlich pikiert, kam ich mir mit meinem Schulabschluss doch wer weiß wie außergewöhnlich vor. Es brauchte eine lange Schule des Lebens, bis ich dahinter kam, dass  an den Worten der Freundin etwas dran ist.

Zurück zum Schmuck: Schmuck dient zur Verschönerung. Dient eine körperbetonte Kleidung auch zur Verschönerung? Ist ein Mensch mit körperbetonter Kleidung schöner, als mit unbetonender Kleidung? Natur: Eine Blume schmückt sich mit wundervollen, „schönen“ Blüten, um Insekten anzulocken. Was macht den schönen Menschen aus? Aussehen oder Seele?
Eine körperbetonte Kleidung deutet auf unseren Ursprung hin, den nackten und damit natürlichen Menschen. Der braucht nämlich keine körperbetonte Kleidung. Der würde uns Menschen so ansprechen, wie er ist. Ursprünglich, aber darüber sind wir ja weit hinaus, oder? ff.

   Im Café sitzend stelle ich dann aber auch fest, dass es da noch die anderen Frauen gibt. Die Frauen, die um ihren tollen Hintern wissen. Sie gehen betont durch die Straßen, ihr Blick zeugt vom Wissen um die Bewunderung ihres Äußeren durch uns „Herren der Schöpfung“. Sie tragen gerne enge Jeans, man meint zu bemerken, dass sie sich wohl fühlen. Es macht mir Spaß ihnen zu zusehen, scheinen wir Männer, neben dem Ausstechen der Konkurrenz, doch das gebührende Publikum zu sein. Ein manchmal wohlwollendes, aber flüchtiges, fast nicht erkennbares Lächeln in ihrem Gesicht verleitet mich zu dieser Sichtweise. Stimmt’s?

 

4 Gedanken zu “Die Betonung der Schönheit ( 11 )

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..